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R wie Rhombenmuster (2012)

Da sitzen wir in einer noch fast gästelosen Pizzeria. Alles ist ordentlich mit rotweissen Servietten gedeckt,
die Weingläser stehen kopfüber.

In eine Ecke weilen eine elegante Dame um die 85 und ein höchst anständig gekleideter Herr um die 60 in einem Kurzarmpullover mit Rhombenmuster, einer artigen Brille und glänzenden Schuhen. Beamter in der Stadtverwaltung? Treuhänder? Ewig ledig, kaum neugierig, mutig, spontan oder sinnlich. Lebenslang abgesichert. Seine Haltung und sein Interesse wecken in mir das Bild des ewigen Sohns, der noch immer mit muss zum Nachtessen. Steht eine Erbschaft an oder hat er danach für Monate wieder seine Ruhe?

Zufällig sitze ich unweit seitlich von ihm. Dieser Blickwinkel provoziert in mir innert Sekundenbruchteilen dieses wertende Bild von ihm. Hmm… hie und da sehne ich mich nach der scheinbaren Zufriedenheit oder Sorgenlosigkeit, nach dem Konventionellen, Rituellen. Ahne aber auch, dass ich mich dann sogleich wieder nach meinem Leben sehnen würde.

Die Pizza wird serviert - ist einfach perfekt. Der Teig bricht mit dem Messer wie das Eis vor dem Eisbrecher, die Spitze hält sich selbst und doch spüren die Zähne einen feinen von der Tomatensauce getränkten süssen Biss. Meine Gedanken verschwinden mit jedem Bissen im Magen. Die Stimmen und Musik treten diffus in den Hintergrund zurück.

Bis auf diesen zurückhaltenden, phrasierten Gesang. Die Ballade, diese Stimme lenkt mich ab. Ich bitte den Kellner um eine „Dezibel-Zugabe“. Frage ihn, ob er irgendwie nachsehen könne, wer dieses Lied singt. Er verneint freundlich. Plötzlich stehe ich unter dem Lautsprecher, meine Augen versuchen die Stimme besser zu verstehen. Ich inhaliere die unheilvoll klingenden Akkorde, diese Wehmut.

Da spüre und sehe ich sie, diese Rhomben, den Pullover und den Mann, neben mir und höre seine warme Stimme, dieses Lied sei von Lana Del Rey, mit dem Titel Video Games. In den Händen hält er sein iPhone. Es gäbe eine Applikation, die Lieder identifizieren könne.

Ich stehe da, weniger überrascht von der Technik heute, als von der schönen Aufmerksamkeit und netten Geste. Ich danke herzlich und lachend. Sehe ihm nach wie er zu seiner Mutter und stillen Konversation zurückkehrt.
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